Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg, insbesondere im und um den Bienwald |
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Im September 1938 wurden Soldaten mit Waffen ausgerüstet und bei der Bienwaldmühle in Stellung geschickt. |
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Benachbarte Garnisonen wurden gefechtsklar gemacht. Bis jetzt war alles noch ein friedliches Abenteuer. Doch ein Jahr später im September 1939 lagen die Soldaten im Bienwald in Nässe und Kälte dem Feind, den Franzosen, wirklich gegenüber. Beunruhigt wurden die Menschen erst über die Einberufungsbescheide zum Kriegsdienst (am 29. August 1939). Sogar Jahrgänge 1899 bis 1900 mußten einrücken. Erschreckt waren sie auch über die Kriegsvorbereitungen im Grenzbereich Bienwald. Beängstigend war für sie auch der jähe Abbruch wirtschaftlicher Entwicklung in unserem grenznahen Gebiet. Noch Hoffnung auf Frieden. war eine taktische Täuschung: Hitlers rede am 06. Oktober 1936 gab nochmals Friedenshoffnung. Er machte Vorschläge zur "Neuordnung Europas'. Doch es war ein Täuschungsmanöver. Die Truppen dies- und jenseits der Grenze verhielten sich entsprechendt. Sie tauschten Gespräche und Zigaretten aus. General Maurice Gambelin, der Oberkommandierende der alliierten Streitkräfte (von 39 bis Mai 1990) nahm bis zum 16. Oktober alle französischen Truppen von deutschem Boden zurück. War es ein Zeichen guten Willens, um mögliche Friedensverhandlungen nicht zu stören?. Oder, wußte er bereits um den deutschen Angriffsplan und wollte seine Truppen auf die Maginotlinie zurückziehen? Bis zum 10. Mai 1940 sprach man von einem Sitzkrieg im Westen. |
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![]() Der Westwall von Lauterburg (Bienwald) bis Saarbrücken blieb im übrigen 1940 nur Nebenkriegsschauplatz. Am 25. Juni 1940 war die französische Kapitulation, Siegesfanfaren erklangen. Ein Feldzug war gewonnen, doch noch lange nicht der Krieg. Und der war grausam, besonders für das Grenzland. Am 29. September 1939 wurden französischerseits sämtliche Lauterübergänge zwischen Lauterburg und Bienwaldmühle gesprengt (siehe Bilder), am 04. Oktober das Eisenbahnviadukt zwischen Lauterburg und Berg ebenfalls. Feindliche Spähtrupps wurden bei der Bienwaldzügelhütte im Lauterbogen abgewiesen. Ein französischer Spähtruppführer erlitt an der Bienwaldmühle durch Minenexplosion tödliche Verletzungen ( 07. Oktober 1939). Am 12. Oktober 1939 teilte ein französischer Kapitän (mit Dolmetscher) an der Lauter im Bienwald mit: Er habe den Befehl zu schießen, wenn Deutsche sich zeigten. |
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![]() Auf Warnschüsse vom 10. Oktober hin habe deutsches Vergeltungsfeuer
eingesetzt, das bei den Franzosen drei Tote gefordert habe. Es gab in dieser Zeit aber auch nichtfeindliche Begegnungen im Bienwald. Hier ein Beispiel: Ein förmliche Anbiederungswelle entwickelt sich in der zweiten Märzhälfte 1940 an der Salmbacher Passage zwischen Scheibenhardt und Bienwaldmühle. Hier stellten sich am 15. März sechs Franzosen (keine Elsäßer) vorn hin und riefen auf französisch: "Nicht schießen, Revolutionim" Als die deutschen Soldaten ihnen Zigaretten gaben, schieden sie mit der Beteuerung: „Wir wollen gute Kameraden sein." |
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![]() Hier noch eine Notiz, die für manche vielleicht eine Erinnerung, für andere interessant ist. Siegessondermeldungen über Rundfunk wurden eingeleitet mit Trompetensignal nach der Melodie "Es braust ein Ruf wie Donnerhall" und beendet Kamerad, wir marschieren im Westen". Ein Quiz aus dem Panzergraben in der Nähe von Hagenbach. Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem Wurstzipfel und einem Panzergraben? Antwort: Keiner. Beide sind für die Katz! (Das wurde nur mit vorgehaltener Hand weitererzählt). |
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![]() Am 16.12. fielen Neulauterburg und Berg in die Hände der Amerikaner. Die Amerikaner rückten mit starken Kräften zwischen den Straßen Lauterburg/Kandel und Lauterburg/Hagenbach nach Norden. Aber südlich von Büchelberg stießen sie auf starke Gegenwehr. Der Kampf tobt den ganzen Tag. Verlorengegangene Bunkergruppen waren am Abend wieder in deutscher Hand. Der Waldkrieg forderte auf beiden Seiten hohe Verluste. Die Amerikaner hatten auch Nebelgranaten eingesetzt. Doch die Linie Steinfeld, Schaidt, Büchelberg, Hagenbach war wieder in deutscher Hand (19.12. 1944). Am 23.12. war strahlendes Frostwetter, das bis Ende Januar 1945 wetterbestimmend blieb. Für Europa war es der grimmigste Winter seit 1941/42. Uber Weihnachten fror die Front in der Linie Hagenbach/Büchelberg ein. Am 24.12. war Alarmbereitschaft für die Flagg an der Bugstraße. Fliegeralarme und Luftangriffe rissen nicht ab. In den noch besiedelten Dörfern konnten Weihnachtsgottesdienste meistens nur in der Frühe des ersten Feiertages stattfinden. Am 13. Januar 1945 wurden die Rheinbrücke in Germersheim und der Bahnhof Wörth angegriffen. Anfang 1945 standen die deutschen Truppen wieder am Nordrand vom Hagenauer Forst. Hier erst stießen sie auf heftigen Widerstand der Alliierten. Es tobte eine heftige Panzerschlacht. Der deutsche Angriff kam durch eine Übermacht der Feinde zum Erliegen. Der Rückzug erfolgte kampflos und fluchtartig. Amerikaner und Franzosen drangen bis zur Lauter vor und brachten Lauterburg und Scheibenhardt in ihre Hand. Am 19. März 1945 jubelten die Franzosen, sie hatten nämlich mit der Eroberung von Deutsch-Scheibenhardt, das in hellen Flammen stand, zum ersten Mal deutschen Boden betreten. Sie empfanden eine große Genugtuung. |
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![]() Bild: Erste Flaggenhissung auf deutschem Boden in Scheibenhardt. |
Feierlich war die erste Hissung der Trikolore auf deutschem Boden. Die Franzosen eroberten nach verbissenem Kampf Berg und drangen auf die Waldlichtung bei Büchelberg vor. Der deutsche Widerstand war schrecklich. Der Rheinübergang bei Maximiliansau sollte möglichst lange offengehalten werden. Die Rheinbrücke wurde aber unter schweren Beschuss genommen, der am 21. März die bereits scharf gemachten Sprengladungen zur Explosion brachte. Unter Donnergetöse stürzte die Brücke zusammen und versank im Rhein. Wir glaubten das Weltende sei gekommen. Die Sprengung der Rheinbrücke am 21. März war aber verfrüht. Amerikaner und Franzosen drängten vor. Was 1940 der Maginotlinie widerfuhr, war 1945 ähnliches Schicksal für den Westwall. Beide konnten den Krieg nicht aufhalten. Amerikaner und Franzosen wollten den Bienwald umgehen und falls möglich, einschließen. Einige Gemeinden am nördlichen Bienwaldrand wurden von den Amerikanern erobert, aber von den Franzosen besetzt. "Der feindliche Boden elektrisiert unsere Leute..." (de Lattre). |