Der Zweite Weltkrieg in Büchelberg

Das tausendjährige Reich dauerte 12 Jahre und diese Jahre haben Weltgeschichte geschrieben und unglaubliche Spuren hinterlassen.

Erste Räumung 1939:
Bei Beginn des Polenfeldzuges wurde Büchelberg in der Befürchtung, daß es auch im Westen zu kriegerischen Handlungen kommen könnte, am 3. September 1939 zum ersten Mal geräumt. Evakuierungsgebiet war überwiegend der Raum um Gerolzhofen und umliegende Orte wie Abtswind, Rüdenhausen und Volkach in Bayern.

Ab dem Sommer 1944 suchten Jagdbomber fast täglich die Pfalz heim und schossen auf alles, was sich bewegte. Gegen Ende des Jahres häuften sich auch die Fliegerangriffe auf die Zivilbevölkerung.

Zweite Räumung 1944:
Am 14. Dezember 1944 mußte Büchelberg zum zweiten Mal geräumt werden. In der nähe wohnende Verwandte oder aber auch fremde Menschen nahmen die Flüchtlinge aus Menschenfreundlichkeit oder unter Zwang auf.

Vom 17. bis 20. Dezember 1944 war Büchelberg Ziel eines Bombenangriffs. Es fielen etwa 9 20-Zentner-Bomben im Dorf, die wohl den umliegenden Bunkern galten. Am 17. Dezember 1944 zogen in Berg bereits die Amerikaner ein. Um Weihnachten konnten wir über einen Feindsender hören: "Amerikaner im Bienwald bis zum Langenberg vorgedrungen."

Dritte Räumung 1945:
Nach einem Befehl der Militärregierung vom 5. Mai 1945 mußten sämtliche in einer Zone von 5 km entlang der Grenze gelegenen Gemeinden sofort geräumt werden. Es war eine 5 km breite Freizone geplant. Bis zum 7. Mai 24:00 Uhr mußten alle Bewohner der "Roten Zone" (Berg, Büchelberg, Neuburg und Scheibenhardt) zum dritten Mal ihre Dörfer verlassen haben. Mehr als 300 Büchelberger fanden in Minfeld gastliche Aufnahme, andere in Kandel und Hagenbach.
Anfang Juni wurde der "Freizonenplan" wieder aufgegeben. Alle Grenzbewohner konnten endgültig in ihre Heimat zurück.

Schon allein die Tatsache, daß wir als "Nichthitler" abgestempelt waren und auf manchen Vorteil verzichten mußten, wenn auch mit Zorn, Wut und Neid anderen gegenüber ist Beweis einer nicht greifbaren Gegenerschaft.

Hitlers Ideologie war für uns unverständlich und grausam. Man sprach von Endlösung für nicht "lebenswerte" Menschen: Zwangssterilisation und Giftspritzen waren in Nervenkliniken und KZ-Lagern Vernichtungswaffen. Die Parteispitzen wußten genau was hier geschah, wir dagegen wurden größtenteils getäuscht und belogen.

Schulen und Sporthallen wurden in Lazarette umfunktioniert. Neben anderem Pflegepersonal wurden auch Lehrer zur Mithilfe verpflichtet. Außerdem mußten sie mit Soldaten und Kriegsgefangegnen beim "Schanzen" am Westwall mithelfen.

Eine Flut von Auszeichnungen für höchste militätische Parteiverdienste, sollten uns über den unsinnigen Krieg wegtäuschen. Siege gab es allerdings keine mehr zu feiern.

Da öffentlichen Lustbarkeiten, wie Tanzveranstaltungen, seit Kriegsbeginn untersagt waren, bot man Unterhaltung besonders als Urlaubsbetreuung an Sonntagnachmittagen in "KdF" (Kraft durch Freude). Abwechslung brachten Wandern, Sport, musizieren, singen und spielen.

Der Krieg in der Endphase 1945
Der beauftragte Volkssturm hat wohl nirgends sichtbaren Widerstand geleistet. Die Männer dachten wie der Großteil der Bevölkerung: Wichtiger, als das Schließen war das Öffnen der Panzersperren an Ortsein- und -Ausgängen, sowie das Hissen der weißen Fahnen." Zahlenband vom märz 1945: 22. März, ein Donnerstag, die Amerikaner in Landau. 23. März, ein Freitag, letzte Möglichkeit noch Uber den Rhein zu kommen bei Neuburg mit kleinen Fischerkähnen. Die deutschen Auffanglinien: Im Süden Offenbach - Insheim Minfeld - Büchelberg, Im Norden Lingenfeld - Bellheimer Wald - Knittelsheim - Hördt, waren schnell durchstoßen. Die letzten Schüsse auf pfälzer Boden fielen in einem Brückenkopf, der sich aus dem Bienwald heraus um Maximiliansau gebildet hatte. Die Franzosen (ihr Durchbruck fiel kärglich aus) vermochten nicht, den Bienwald zu durchstoßen und schlossen sich daher westlich dem amerikanischen Angriffskeil an. 24. März - Amerikaner zogen in Jockgrim und Leimersheim ein. Doch am nächsten Tag schon kamen Franzosen. An diesem 24. März lieferte eine deutsche Kampftruppe der SS den Franzosen nochmals einen verlustreichen Kampf im Bienwald zwischen Wörth und Jockgrim. Doch am 25. März war der Bienwald eingenommen, französische Truppen vom Norden her reichten franzöisischen Verbänden vom Süden her bei Hagenbach die Hand. Damit war der Kampf (für uns der Krieg) in der Pfalz zu Ende. Die deutschen Verluste waren sehr hoch. Statt den verspäteten Rückzugsbefehl einzugestehen, antwortete Propagandaminister Göbbels mit der Drohung: "Das werd ich der feigen Westmarkt nie vergessen." 29. März - Gründonnerstag - Wir wurden französische Besatzungszone. 02. April 1945 - Ostermontag - Rheinübergang der Franzosen bei Leimersheim. 3. April - Französische Pioniere errichten in Germersheim anstelle der früheren Schiffsbrücke eine Behelfsbrücke über den Rhein. Für die Franzosen war eine Truppenparade in Speyer, die 'De Gaulle' persönlich abnahm, ein großer Erfolg. Bei diesem Besuch fuhr De Gaulle durch Büchelberg. Führerbefehle Führerworte: Ein Luftwaffenbataillon sollte die Bildstraße im Bienwald bis zum letzten Mann verteidigen. Die Saarpfalz ist zu halten: Das Schicksal der Zivilbevölkerung interessierte nicht. Am 19. März 1945 ordnete Hitler ausdrücklich an: „..., dem eindringenden Feind soll nur Wüste, verbrannte Erde, hinterlassen werden." Bleibendes verdient, daß dieser Befehl unbeachtet blieb, gebohrt dem Rüstungsminister Albert Speer, der dem Führer offen den Gehorsam aufkündigte. Es ist fast ein Wunder, daß er nicht, wie so viele, hingerichtet wurde. (Vom Nationalsozialistischen Kriegsgericht in Berlin). Die Karwoche und Ostertage (1. und 2. April 1945) waren schrecklich. Die Besatzer nahmen als Sieger Besitz von allem Hab und Gut. Sie raubten, plünderten und vergewaltigten. Es war Rache von Franzosen und Fremdarbeitern. Hat Goethe recht? - Alle schuld rächt sich auf Erden?

Maßnahmen infolge des Krieges
In der letzten Augustwoche 1939 wurde strikte Verdunklungspflicht angeordnet. Bei Nichteinhaltung drohten Ordnungsstrafen. Landwirte mußten Pferde an die Wehrmacht abgeben. In der Nacht vom 5. zum 6. September 1939 wurden erstmals Flugblätter aus feindlichen Flugzeugen bei uns abgeworfen. Sie galten nicht als Eröffnung der Feindseligkeiten, sondern zur Aufklärung. Auch wir hatten solche Aufklärungsschriften, die das Formal von Reklambüchlein hatten, gefunden, sie aber sofort vernichtet, weil Androhungen der Machthaber kein Risiko erlaubten.

Im Rußlandwinter 1941/42 waren sehr viele Sammlungen vorgeschrieben: WHW, NSV, DRK, Altwarenspende, große Bulgarensammlung. Ab August/September 1940 waren französische Kriegsgefangene zur Arbeit in der Landwirtschaft bei uns eingesetzt. (Weil immer mehr Männer zur Wehrmacht eingezogen wurden, auch solche, die ukw gestellt waren). Die Gefangenen hatten zu ihren Arbeitsstellenfamilien meist gute Beziehungen, allerdings nur tagsüber. Abends mußten sie in ihre zugewiesenen Lager zurück. Die Wachleute, deutsche Soldaten, waren oft Tyrannen. (Manche sind sogar namentlich bekannt). Später kamen auch polnische und russische Kriegsgefangene, auch Zivilisten und nicht wenig Frauen als Arbeitskräfte zu uns. Auf einem Acker zwischen Wörth und Jockgrim wurde ein französischer Gefangener beim Pflügen mit einem Pferdegespann aus der Maschinenpistole eines Japos erschossen. Er war auf dem Friedhof Jockgrim beerdigt und wurde nach Kriegsende in seine Heimat Frankreich überführt. Ob es ein amerikanischer, englischer oder sogar ein französischer Schütze war? Die Partei war seit Spätsommer 1944 - Stöhr hatte die Nachfolge Göbels angetreten - im Gau Westmarkt sehr aktiv geblieben.

In der vorletzten Ausgabe der NSZ vom 17. März 1945 stand in dicken Lettern gedruckt ein Aufruf des Gauleiters: Hier der Wortlaut: "Männer und Frauen der Westmarkt! Der Feind ist zum Angriff auf die Westmarkt angetreten. Damit ist die Stunde gekommen, auf die wir uns seit Wochen vorbereitet haben. Sie wird uns auf unseren Posten finden. In unerschütterlichem Glauben an den Führer und dem deutschen Endsieg werden wir mit fanatischer Entschlossenheit unsere Heimat verteidigen. Die Angreifer sind die Mörder wehrloser Frauen und Kinder und die wahren Schuldigen an diesem Krieg. Ich erwarte daher, daß jeder - ganz gleich auf welchen Posten er auch gestellt ist – treu seine Pflichten erfüllt. Es lebe der Führer! Es lebe Deutschland! Es lebe Deutschland!
Gez. Stöhr, Gauleiter

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