Der Bienwald nach zwei Weltkriegen

Der Bienwald wurde wieder Staatswald. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat die Bundesrepublik Deutschland in die Rechte des Deutschen Reiches und das Land Rheinland-Pfalz in die Bayerns auf dem linken Rheinufer ein. Zur Zeit steht daher der auf deutschem Gebiet liegende Mundatwald im gemeinsamen, ungeteilten Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz und der Bundesrepublik Deutschland. Dies gilt ohne Einschränkung für den geographisch zum Bienwald gehörenden Unteren Mundatwald.

Der Bienwald mußte durch die beiden Weltkriege schwerwiegende Zerstörungen erleben. Nach dem 1. Weltkrieg wurden während der Zeit der Beschlagnahmung der pfälzischen Staatswaldung durch die französische Besatzungsmacht etwa 250 ha wertvolle Eichen und Kiefern Altbestände an Reparationsleistungen eingeschlagen. Im 2. Weltkrieg, als für den Westwallbaubunker, Befestigungen, Panzergräben, Panzersperrhiebe, Drahtverhaue und Minenfelder angelegt wurden, waren im Bienwald Ordnung und Wachstum gestört. Es entstanden Angriffslinien für Wind und Sturm. Im Verlauf der Kampfhandlungen zu Beginn und am Ende des Krieges wurden große Beschußschäden (Besplitterung des Holzes) verursacht. Schäden traten auch noch Kriegsende durch Entminung und Munitionssprengung auf.
Große Schäden wurden der historischen Römerstraße im 2. Weltkrieg zugefügt. Sie wurde über weite Strecken als Verteidigungswall benutzt und mit Schützengräben durchzogen. Aufforstung und Erneuerung im Bienwald dauerten bis in die sechziger Jahre. Forstliche Planungen wurden in den Jahren 1967/68 für den Bienwald neu erarbeitet. Zum Beispiel sollte der Flächenanteil der Eiche langfristig auf rund 40 % erhöht werden, der Kiefernanteil aber auf etwa 42 % reduziert.
Frühiahr 1945 - endlich Frieden! Im Bienwaldbereich war der Krieg am 24./25. März beendet, Kriegsende im gesamten Deutschen Reich war am 5. Mai 1945. Als die Bewohner von Büchelberg, nach dreimaliger Evakuierung in sechs Jahren, Ende Juni 1945 endgültig zurückkamen, begann eine schwere Zeit. In der Gemeinde sah es trostlos aus: große Schäden hatten Beschuß, Brände, Demolierungen und Diebstahl verursacht. Das Dorf war über 90 % zerstört. Ein Neubeginn war schwer. Das große Aufräumen an Wohnhäusern, Stallungen, öffentlichen Gebäuden sowie in Gärten, auf Feldern und auch im Wald begann. Viele Landwirte (das Dorf war damals noch landwirtschaftlich orientiert) standen vor einem Nichts. Die Besatzungsmacht ließ auf den Feldern, später auch im Wald, sämtliche Westwallanlagen sprengen, was große Flurschäden zur Folge hatte: aufragende Trümmer, weitzerstreute Betonbrocken, Panzergräben, Granatlöcher erschwerten den Bauern die Arbeit. In Wald und Feld und in Dorfnähe mußte man auch mit versteckten Minen rechnen. Die Verminungspläne waren von den Militärs vernichtet worden. Spezialtrupps kamen, um Feld- und Waldgemarkung zu entminen. Bevorzugt wurden Männer eingesetzt, die in der NSDAP eine besonders aktive Rolle spielten, die ein wichtiges Parteiamt begleiteten oder zu den sogenannten "alten Kämpfern" gehörten. Doch einzelne Minen und Granaten, besonders auch Splitter in Baumstämmen blieben im Wald zurück. Einmal fanden wir im Bienwald ein Stück zerfetzte Fallschirmseide. Nach amtlichem Bericht war 1952 die Pfalz frei von Minen.

Neuerwerb von Vieh sowie Zulieferung von Saatgut und Saatkartoffeln war 1945/46 in der roten Zone sehr schwierig. Eigenproduktion sollte wieder in Gang kommen. Die Folgen dieser Schwierigkeiten waren Hungerjahre nach dem 2. Weltkrieg. Die Versorgung war völlig zusammengebrochen. Der "schwarze Markt" tat sich auf. Eine neue Inflation war da. Tauschhandel mit Wertgegenständen gegen Kartoffeln, Tabak und Schmalz blühte. Es wurde zu astronomischen Preisen gehandelt. Die Menschen, die unterwegs waren, nannte man Hamsterer - was nicht korrekt war. Bestimmungen der französischen Besatzung: provisorische Ausweise mit Fingerabdruck, nächtliche Ausgangssperre, Ablieferungszwang, Waldflächen wurden eingeschlagen und das Holz nach Frankreich gebracht. Zweigleisige Eisenbahnlinien um eine Fahrspur reduziert. (Landau-Wörth und Wörth-Berg) Die Strecken sollten gleichsam entmilitarisiert werden. Die Grenze nach dem Elsaß wurde scharf abgeriegelt. Ein Beispiel: In französisch Scheibenhart mußte ein Mann jenseits der Lauter untätig mit ansehen, wie auf deutscher Seite das Anwesens seines Bruders (des Bürgermeisters in Deutsch-Scheibenhardt) abbrannte.

Die französische Besatzung hinterließ in dieser Notzeit 1945/46 bei vielen Grenzbewohnern feindselige Erinnerungen. Doch trotz jahrelangem Haß von beiden Seiten Deutschland-Frankreich wurden bereits 1946 und in den folgenden Jahren deutsche Studenten und Schüler zu Jugendlagern jenseits der Grenze eingeladen und angenommen, was auch umgekehrt geschah. Heute sind Austauschfreundschaften erhalten. 1945 wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Am 20. August 1948 wurden diese Zonengrenzen wieder geöffnet. Das Ziel der Siegermächte war zu recht Vernichtung der NSDAP und des Deutschen Militarismus. Nicht immer korrekte Informationen gaben Fremdarbeiter, vor allem französische Kriegsgefangene, aber auch eigene Nachbarn und Dorfbewohner denunzierten. So wurde mancher ehemaliger Hitlerfreund in die Vorkaserne Landau gebracht, wo ein großes Lager für Naziverdächtige eingerichtet war. Der seit 1942 generalbevollmächtigte für Arbeitseinsatz von Fremdarbeitern, sowie für Deportationen von Ausländern, Reichsstadthalter Fritz Saukel mußte seine Untaten 1946 in Nürnberg: "Tod durch den Strang" mit noch anderen Parteifreunden büßen. Nach dem 13. April 1945 durfte in die gesamte Südpfalz nur, wer einen Passierschein zum Überwechseln von der amerikanischen in die französische Besatzungszone vorweisen konnte.

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